Gemeinschaftsgefühl als Erfolgsfaktor
Aktualisiert: 8. Februar 2024
Gemeinsames Gespräch von Experten
Prof. Dr. Ricarda Bouncken, Dr. Petra Beermann, Tanja Meffert und Thomas Völkl tauschen sich über wesentliche Erfolgsfaktoren der Arbeit in Coworking Spaces aus.
In einem inspirierenden Austausch zwischen Prof. Dr. Ricarda Bouncken von der Universität Bayreuth, Dr. Petra Beermann, Leiterin der Geschäftsstelle des Instituts für Entrepreneurship & Innovation, Tanja Meffert vom gleichen Institut und Thomas Völkl, Geschäftsführer des Coworking Kemnath, wurden entscheidende Erkenntnisse über die Erfolgsfaktoren von Coworking Spaces hervorgehoben.
Prof. Bouncken, eine renommierte Forscherin mit langjähriger Expertise im Bereich Coworking, betonte die zentralen Elemente, die eine erfolgreiche Zusammenarbeit in Coworking Spaces ermöglichen. Das Gemeinschaftsgefühl, die Durchlässigkeit der Teams und eine gewisse Form von Wettbewerb sind demnach die drei Haupttreiber.
Einheitlich für alle Formen von Coworking Spaces, sei es in ländlichen Gebieten, unternehmensintern oder Spaces mit angegliederten Retreats, ist das charakteristische Element das Gemeinschaftsgefühl. Dies bildet nicht nur die Grundvoraussetzung für Innovation und neue Entwicklungen, sondern schafft auch eine positive Atmosphäre für erfolgreiche Zusammenarbeit.
Die Forschung von Prof. Bouncken zeigt zudem, dass die Durchlässigkeit der Teams in Coworking Spaces besonders ausgeprägt ist. Die flexible Zusammenarbeit von Coworker*innen in wechselnden Teams oder Gruppen ermöglicht eine dynamische Arbeitsumgebung. Dieses wiederrum wird vor allen Dingen durch ein starkes Gemeinschaftsgefühl unterstützt und damit befördert.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Wettbewerbscharakter, der oft eine treibende Kraft für erfolgreiche Arbeit in Coworking Spaces ist. Erfolgreiche Teams können durch ihren eigenen Erfolg andere motivieren und einen positiven Wettbewerbsgeist fördern.
Die Ausgewogenheit dieser Treiber ist jedoch entscheidend, betonten die Gesprächsteilnehmer. Wird dabei ein Treiber zu stark, wie beispielsweise ein übertriebener Wettbewerb, kann der Erfolg der Zusammenarbeit in Coworking Spaces negativ beeinträchtigt werden.
Zum Thema Coworking und der Forschungsarbeit ist Prof. Bouncken nach einer China-Reise schon vor sehr langer Zeit gestoßen. Durch einen Zufall konnte sie in Peking ein kommunales Projekt besichtigen, bei dem in verschiedenen Containern junge Gründer*innen einen gemeinsamen Ort für Ihre Arbeit gestellt bekamen. Inspiriert von diesen Eindrücken stellte Sie zurück in Deutschland zusammen mit anderen Mitstreitern einen Förderantrag, einen kreativen und innovativen Ort für Gründer*innen zu schaffen. Nach vielen Hürden und Gesprächen und auch der Beteiligung von Unternehmen konnte dann um das Jahr 2009 herum ein gemeinsames Projekt starten, ein erster Coworking Space in Deutschland. Dieser entwickelte sich äußerst erfolgreich und war die Geburtsstunde des Experience Centers einer deutschlandweit tätigen Beratungsfirma.
In den Jahren darauf folgten dann zahlreiche und internationale Studien rund um das Thema Coworking und deren Erfolgsfaktoren.
Die Diskussion endete mit dem Ausblick, dass Coworking Spaces auch zukünftig eine Schlüsselrolle für Innovationsprojekte spielen werden. Eine offene und gemeinschaftliche Arbeitsatmosphäre, die vor allem in Coworking Spaces zu finden ist, wird den Erfolg von Teams weiterhin unterstützen, sei es innerhalb von Unternehmen oder in unabhängigen Coworking Spaces.
Dennoch wurde betont, dass nicht jeder Mensch für die offene Arbeitsweise von Coworking Spaces geeignet ist. Dr. Beermann hob die Bedeutung der Durchmischung von Personen hervor, um kontinuierlich neue Ideen, Wissen und Perspektiven einzubringen. Eine langfristige Verhaftung von Teams in einem Coworking Space könnte hingegen die Innovationskraft und Kreativität beeinträchtigen.